
08-24 dhf Intralogistik Herstellerumfrage
Harald Späth im Interview zur Zukunft der Intralogistik!
In der aktuellen Herstellerumfrage der dhf Intralogistik teilt unser Geschäftsführer Harald Späth spannende Einblicke darüber, warum effiziente, autonome und mobile Fahrzeuge aus der modernen Intralogistik nicht mehr wegzudenken sind.
Frage Nr. 1
Mit welchen baulichen Maßnahmen und Technologien lassen sich die Effizienz und Nachhaltigkeit Ihrer FTS und AMR steigern – und welche weiteren Optimierungen sind hier noch zu erwarten?
Harald Späth: Klar ist, eine Effizienzsteigerung hat immer auch einen positiven Nachhaltigkeitsaspekt. Weniger Fahrten bedeuten weniger Verkehr und weniger Energieverbrauch. Größter physischer Hebel für die Steigerung der Effizienz ist, wenn wir durch einen veränderten Aufbau erreichen, dass jeder Hänger mehr Last beziehungsweise mehr Boxen aufnehmen kann. Das kann durch eine Verlängerung der Ladefläche sein, aber auch durch Sicherungs-Maßnahmen, die ein Höherstapeln und/oder mehr Last erlauben.
Zusätzlich lässt sich durch eine Optimierung an Zugfahrzeugen und Kopplungsmechanismen erreichen, dass wir mehr Hänger pro Fahrt transportieren können.
Ein mindestens genauso großes Potenzial zur Effizienzsteigerung liegt in der Digitalisierung und Vernetzung bis hin zur Nutzung intelligenter Algorithmen, damit das System selbsttätig lernt.
Derzeit sind wir sehr stark damit beschäftigt, dieses Potenzial auszuschöpfen. Zum einen, indem wir die Transportsysteme mittels Robotik und Sensorik so autark wie möglich machen, also das Be- und Entladen automatisieren. Zum anderen, indem wir die Fahrzeuge kommunikationstechnisch komplett vernetzen.
Das alles macht die Arbeit der FTS effizienter und beschleunigt sie, es verringert den Personaleinsatz und senkt ganz nebenbei die Unfallgefahr. Nach meiner Einschätzung wird es in den nächsten Jahren weitere transporttechnische Optimierungen, vor allem aber welche im Bereich der digitalen Vernetzung geben.
Frage Nr. 2
Neben Höchstleistung im Betrieb muss der Einsatz von FTS und AMR maximale Sicherheit gewährleisten. Welche Schwerpunkte setzen Sie, um diese Anforderung zu erfüllen?
Harald Späth: Die zwei zentralen Aspekte habe ich bereits angesprochen: den Einsatz von Sensorik und die kommunikative Vernetzung. Wobei zur Sensorik natürlich auch noch andere Monitoring- und Kontrollsysteme kommen wie Kameras, Belegungsmatrixen und QR-Codes.
Im Grunde arbeiten wir mit ähnlichen Problemstellungen wie die Autoindustrie beim Thema autonomes Fahren: Die Fahrzeuge müssen sich sicher in ihrem Umfeld bewegen und dürfen weder andere Verkehrsteilnehmer noch sich selbst oder ihre Umgebung gefährden. Und sie müssen natürlich auch sicher be- und entladen.
Dazu ist in hohem Maße vorausschauendes Denken gefordert. Es gilt, alle potenziell entstehenden Situationen durchzuspielen und mittels Sensorik und Kontrollsystemen dafür zu sorgen, dass die beteiligten Roboter und Fahrzeuge immer alle sicherheitsrelevanten Informationen haben. Dann müssen sie logischerweise auch so programmiert sein, dass sie diese Informationen in adäquates Handeln umsetzen.
Ein wesentlicher Sicherheitsaspekt ist das Einbinden in die Gesamtkommunikation: Das Fahrzeug muss immer über die Verkehrslage auf seiner Strecke informiert sein. Das heißt im Umkehrschluss, es muss alle Verkehrs-Informationen an das Zentralsystem weitergeben, damit dieses als steuernde Instanz den Überblick hat. Das gilt natürlich auch für Statusmeldungen zur Belegung von Regalen, zur Bestückung der Fahrzeuge oder zu eventuellen Funktionsstörungen bei Komponenten, die in das Geschehen eingebunden sind.
Frage Nr. 3
Welche Zukunftsaussichten zeichnen sich hinsichtlich technologischer Entwicklung und Nutzung von fahrerlosen Transportsystemen ab – werden klassische Fahrzeuge demnächst durch humanoide Roboter ersetzt?
Harald Späth: Dass klassische Fahrzeuge durch humanoide Roboter ersetzt werden, sehe ich nicht. Räder sind beim Transport von Gütern – oder Menschen – ganz klar im Vorteil. Genau deshalb fahren wir Fahrrad oder Auto und nutzen Sackkarren oder Wagen, wenn wir etwas Schwereres transportieren wollen.
Das größte bislang kaum ausgeschöpfte Potenzial liegt meines Erachtens derzeit in der digitalen Vernetzung. Noch immer sind viele Unternehmen, vor allem im Mittelstand, nicht oder kaum digital vernetzt. Das wird sich in den nächsten Jahren ändern. Erstens, weil neue Maschinen heute meist schon auf die Vernetzung vorbereitet sind. Und zweitens, weil der Wettbewerbsdruck die Unternehmen zwingt, effizienter zu werden – und das geht heute am besten mittels Digitalisierung und Vernetzung.
Hinzu kommt, selbst die Unternehmen, die bereits weitgehend digitalisiert haben, beginnen erst jetzt zu realisieren, welche Potenziale sich ihnen damit eröffnen. Bislang hat die Digitalisierung vor allem gekostet, jetzt beginnt sie sich zu rentieren – unter anderem, weil Unternehmen damit ihre Effizienz steigern können.
Für uns als Intralogistik-Spezialisten heißt das: unsere Systeme weiter digitalisieren, automatisieren und mit den internen Kommunikationssystemen unserer Kunden vernetzen. Das ist genau das, was unsere Auftraggeber wollen und was wir zurzeit mit Hochdruck machen.
Text: Herbert Grab – digit media